Ist Print noch zeitgemäß?
31. Mai 2019Cordelia Möhrer und Josephin Wagner vom „netzwerk n“ im Interview
1. Juni 2019„Print ist tot“, wirft ein Redakteur der Jungen Presse bei der ersten Redaktionssitzung auf der youcoN in den Raum. „Steht das nicht im Widerspruch zum Thema Nachhaltigkeit?“, erwidert eine Teilnehmende der Veranstaltung. 2019 gibt es zum ersten Mal eine Print-Ausgabe zur Berichterstattung der Jungen Presse auf der youcoN. Bei der Planung der youcoN haben sich Florian Sandmann, Vorsitzender der Jungen Presse, und Christoph Pennig von der youboX mit einem Team bewusst zum ersten Mal für eine zusätzliche Print-Ausgabe entschieden.
Christoph Pennig arbeitet seit zwei Jahren für die Stiftung Bildung im Team der youboX. In diesem Rahmen plant er die youcoN mit und leistet damit Öffentlichkeitsarbeit. Er sagt: „Zu unserer youcoN können nur 150 Menschen kommen. Wir hätten gerne so viel mehr da, die nun leider auf der Warteliste stehen. Doch wir haben so viele Geschichten zu erzählen, dass es sich lohnt, die auch mal zu drucken.“
Pennig glaubt an einen Multiplikationseffekt: Jeder Teilnehmende der youcoN bekommt die Print-Ausgabe und soll somit mit einem Erinnerungsstück nach Hause gehen. Sie sollen daraufhin das Wissen um die Veranstaltung und die erarbeiteten Ziele weitergeben: Sei es an Freunde, Familie oder Politiker. Denn in Foren wie dem youpaN, dem Jugendforum der youcoN, oder aus persönlichem Engagement sind einige der Teilnehmenden aktiv im Austausch mit Politikern zum Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung und wollen sie von der Relevanz des Themas überzeugen. Um auch solche Zielgruppen zu erreichen, sei es wichtig, die Ergebnisse und die Berichterstattung der youcoN gedruckt zu haben. „Mit 300 gedruckten Ausgaben können wir also nicht nur 300 Lesende erreichen, sondern viel mehr“, sagt Pennig.
„Wir achten sehr darauf, auch auf der Veranstaltung selbst nachhaltig zu leben. Deshalb gibt es das Programm auch primär online. Doch wir wollen auch soziale Nachhaltigkeit berücksichtigen“, sagt Pennig. Sowohl die Veranstaltung als auch die Berichterstattung sollen „barrierefrei“ sein. Durch die gedruckte Ausgabe soll gewährleistet werden, dass jeder darauf zugreifen kann.
Pennig sagt: „Tausend Blatt Papier zu bedrucken, klingt erstmal nicht gut, weil es viele Ressourcen verbraucht. Dann muss man aber auch berücksichtigen, wie viele Ressourcen es kostet, wenn ich alles ausschließlich digital hinterlege. Wie viele Ressourcen verbraucht eine Google-Anfrage? Wir haben die Entscheidung bewusst getroffen, weil wir ein größeres Ziel haben.“
Florian Sandmann ist schon seit elf Jahren in der Jungen Presse aktiv und seit 2016 Vorsitzender des Vereins. Er will eine Print-Ausgabe, damit die Ergebnisse nachhaltig gesichert sind. „Online ist alles sehr schnelllebig. Print hat hier eine höhere Wertigkeit und wird somit nachhaltiger wahrgenommen.“ Ihm ist es genau wie Pennig wichtig, die Berichterstattung zur Veranstaltung für jeden zugänglich zu machen und will mit dem ausgedruckten Magazin neue Zielgruppen erreichen.
Ist Print denn zukunftsfähig? Sandmann antwortet mit einem klaren „Ja.“ Auflagen gingen zwar zurück, eigener Einschätzung nach jahrelanger Arbeit in der Jungen Presse zufolge, sei er allerdings überzeugt, dass die Teilnehmenden der youcoN Print als handfestes Mittel einsetzen können. Er wolle ihnen etwas mitgeben, dass sie auf den Tisch legen oder jemandem in die Hand geben können und ihnen eine Möglichkeit geben, die Ergebnisse der Jugendkonferenz gefestigt mit in Gespräche zu nehmen. Sandmann sagt: „Wir stehen hinter unserer Entscheidung.“
Finanziert wird der Druck von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Um lokale Unternehmen zu stärken, wurde Druckerei Kruse mit dem Druck beauftragt. Mit einer Auflage von 300 Stück gibt die Junge Presse gemeinsam mit der youcoN das Magazin an Teilnehmende der youcoN und Interessenten heraus.
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Dieser Artikel wurde geschrieben von Johanna Dörrie von der Jugendredaktion der Jungen Presse e.V., die live von der youcoN auf ihrem Magazin www.youthmag.de berichtet und uns diesen Beitrag freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Seit über 65 Jahren setzt sich die Junge Presse ehrenamtlich für medieninteressierte Jugendliche ein und ist einer der größten bundesweit aktiven Jugendmedienverbände.